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Karl-Heinz Jungfer will einen Giftfrosch vor den Folgen des venezolanischen Goldrauschs retten.

Halter

Karl-Heinz Jungfer

Art

Tafelberg-Baumsteiger

Region

Venezuela

Karl-Heinz Jungfer ist Biologie-Lehrer. In seiner Freizeit erforscht er Frösche. Im Regenwald und zu Hause in Schwaben.

Nicht versessen, sondern nüchtern

Sollten Privathalter seltene Wildtiere halten? Wer die Geschichte von Karl-Heinz Jungfer liest, dem stellt sich diese Frage gar nicht mehr. Sondern eine ganz andere: Wie können wir mehr Menschen dazu bewegen, sich in der Wildtierhaltung zu engagieren?

„Versessen auf Frösche“ – fast schicksalhaft der Name des Artikels, der dem zwölfjährigen Karl-Heinz ins Auge stach, in seiner ersten Ausgabe einer Aquarienzeitschrift, die er sich gerade erbettelt hatte. Der Frosch-Artikel wurde zum Erweckungserlebnis. Ein halbes Jahrhundert später blickt Karl-Heinz Jungfer auf ein im wahrsten Sinne des Wortes mit Fröschen erfülltes Leben zurück. Mancher würde ihn zweifellos als „versessen“ bezeichnen. Doch Karl-Heinz betrachtet die Dinge nüchtern. Der Biologie-Lehrer ließ sich vor allem von der unglaublichen Vielfalt erstaunlicher Fortpflanzungsstrategien der Frösche in den Bann ziehen.

 

Diversity in der Familienplanung

Diversity in der Familienplanung

Privatgelehrter in Froschfragen

Vor fast 40 Jahren unternahm Karl-Heinz seine erste Reise nach Lateinamerika und stieß prompt auf drei bis dahin unbekannte Arten. Seither beschäftigt er sich als Hobby wissenschaftlich mit Amphibien, als sozusagen Privatgelehrter beschrieb er neue Arten und publizierte zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen – und „sollte einmal im Jahr unbedingt Urwaldluft geschnuppert haben“. Manchmal auch länger: 1992 blieb er gleich neun Monate in Brasilien, um die Brutpflege eines Raurückenlaubfrosches zu beobachten. Zum Glück pflegte er früher noch eine weitere Leidenschaft: den Langstreckenlauf. So geht ihm auch im Dschungel nicht so leicht die Puste aus. 

Entdeckungen von Karl-Heinz

Mit Herz und Händchen für die Kleinen, die ansonsten ganz unbemerkt unter die Räder kommen

Auch daheim im schwäbischen Gaildorf lebt Karl-Heinz von Fröschen umgeben. „Sie sind natürlich im Terrarium viel einfacher zu beobachten als in den Baumwipfeln Amazoniens.“ Weshalb Karl-Heinz noch viel vor hat in seinem Terrarienzimmer. Für Citizen Conservation will er dort nun den Tafelberg-Baumsteiger züchten.

Dieser kleine Pfeilgiftfrosch mit dem wissenschaftlichen Namen Minyobates steyermarki lebt auf nur einem einzigen Tafelberg in Venezuela. Er ist extrem gefährdet, wegen der politischen Krise im Land und wegen Goldvorkommen am Berg. Die Gefahr ist groß, dass die nicht gerade für ihr sensibles Vorgehen bekannten Bergbauunternehmen den Lebensraum der Frösche zerstören oder vergiften.

„Der Tafelberg-Baumsteiger ist ein echtes Unikum, der Einzige seiner Gattung, ein ungewöhnlicher Seitenstrang der Evolution.“

Unikum der Evolution

Was im Fall des Tafelberg-Baumsteigers besonders tragisch wäre, denn „er ist ein echtes Unikum, der Einzige seiner Gattung, ein ungewöhnlicher Seitenstrang der Evolution von Pfeilgiftfröschen“ – mit bislang weitgehend unbekanntem Fortpflanzungsverhalten. Das möchte Karl-Heinz nun „knacken“ – und helfen, die Art in menschlicher Obhut zu erhalten: „Citizen Conservation ist eine sehr gute Gelegenheit, zu zeigen, dass Privathalter etwas zum Schutz und Überleben der ihnen anvertrauten Arten tun können. Dazu will ich beitragen!“

Tafelberg-Baumsteiger

Minyobates steyermarki

In der vergessenen Welt: Auf einem Tafelberg in Venezuela lebt ein kleiner Frosch – eine Seitenlinie all der anderen bunten Pfeilgiftfrösche, ohne nähere Verwandten. Goldsucher könnten ihm bald den Garaus machen.

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