Der Feuersalamander ist unser wohl auffälligster heimischer Schwanzlurch. Für die in Europa weit verbreitete Art trägt Deutschland mit zahlreichen Vorkommen und drei unterschiedlichen genetischen Linien am Nordrand des Verbreitungsgebiets eine besondere Verantwortung. Doch die auch als „Lurchi“ bekannt gewordene Art ist in Gefahr. Nicht nur, dass ihm die Lebensräume ausgehen und der Straßenverkehr sowie invasive Beutegreifer wie der Waschbär einen hohen Tribut fordern – 2013 wurde ein neuer, aggressiver Pilz entdeckt, der vermutlich aus Asien eingeschleppt wurde und verheerende Auswirkungen in Feuersalamanderpopulationen hat. Der „Salamanderfresser“ (Bsal) verursacht Massensterben bis hin zum Auslöschen ganzer Vorkommen und breitet sich Jahr für Jahr weiter in Deutschland aus.
Startschuss für das Netzwerk der Salamanderrettenden
Zahlreiche Akteure*innen von Forschungseinrichtungen über Naturschutzverbände bis zu Zoos und privaten Tierhaltenden arbeiten derzeit an der Erforschung des Salamanderfresser-Pilzes Bsal, an der Überwachung der Salamanderbestände, an praktischen Naturschutzmaßnahmen im Lebensraum (in situ) sowie am Wissensgewinn durch Haltung und dem Aufbau von Erhaltungszuchten für einzelne Populationen in menschlicher Obhut (ex situ).
Das Problem: Bislang fehlt es an einer zentralen Erfassung der zahlreichen Informationen und einer Koordination der einzelnen Maßnahmen. Deshalb haben Citizen Conservation, Frogs & Friends und weitere Partner vom 17. bis 19. April 2024 etwa 60 Vertreter*innen maßgeblicher Akteure zu einem großen Feuersalamander-Symposium in den Erlebnis-Zoo Hannover eingeladen. Das Treffen diente nicht nur dem fachlichen Austausch, sondern es war auch der Startschuss zur Gründung von Feuersalamander.NET, einem Netzwerk zum Schutz des schwarz-gelben Sympathieträgers.
Ein Ansprechpartner für alle Akteure
Ein Ziel von Feuersalamander.NET besteht darin, Informationen über die zahlreichen Aktivitäten in den Bereichen Forschung und In-situ-Schutz zu sammeln und als ein Ansprechpartner für diesbezügliche Fragen zur Verfügung zu stehen. Zum anderen sollen die verschiedenen Initiativen zum Aufbau von Ex-situ-Populationen und Erhaltungszuchten nach wissenschaftlichen Kriterien koordiniert werden, um eine Arche aufzubauen, die den heimischen Feuersalamander in seiner regionalen und ökologischen Vielfalt erhält. Als Ansprechpartner für diesen Ex-situ-Bereich hat sich Citizen Conservation angeboten.
Daneben will Feuersalamander.NET auch die Situation der nah verwandten Alpensalamander im Auge behalten, um auch für diese Arten als Ansprech-Relaisstation zur Verfügung zu stehen und nötigenfalls Ex-situ-Schutzmaßnahmen anzuregen.
In der DNA von Citizen Conservation
Der Feuersalamander steht bei den Gesellschaftern von CC seit jeher hoch im Kurs. Nicht umsonst ist er das Wappentier der DGHT und Namenspatron ihrer wissenschaftlichen Fachzeitschrift Salamandra. Frogs & Friends hat eine große Web-Reportage produziert, die die Bedrohung des Feuersalamanders und die Möglichkeiten zu seiner Rettung facettenreich darstellt, außerdem hat der Verein im Auftrag des Naturschutzverbands LBV eine Machbarkeitsstudie zu seiner Erhaltung durch Ex-situ-Maßnahmen, also die koordinierte Nachzucht in menschlicher Obhut, erstellt. Und auch verschiedene VdZ-Zoos haben sich in der Vergangenheit bereits für diese besondere Amphibienart engagiert.
Bei CC stand der Feuersalamander von der Gründung an im Fokus. Allerdings war uns klar, dass angesichts der großflächigen Verbreitung und der Diversität der Art in unseren Gefilden ein größerer Ansatz in Absprache mit zahlreichen Akteuren nötig sein würde, um die Art auch wirklich in ihrer auch bei uns vorkommenden Vielfalt dauerhaft ex situ zu erhalten. Um dafür die erforderlichen Bündnisse zu schmieden und Strategien zu überlegen, war Zeit erforderlich. Letztlich ist die Gründung von Feuersalamander.NET das Resultat dieser Überlegungen.
Um dem nicht vorzugreifen, wollte CC bei seiner Gründung 2018 nicht gleich mit einem Erhaltungszuchtprojekt für heimische Salamander starten, aber dennoch schon erste Erfahrungen mit der Art sammeln und ein Ausrufezeichen für sie setzen. Daher war eine unserer fünf Starter-Arten der spanische Almanzor-Feuersalamander, der aufgrund seines kleinen Verbreitungsgebiets ohnehin gefährdet ist und perspektivisch ebenso durch Bsal bedroht wird. Gut Ding will Weile haben – der im Hochgebirge lebende Almanzor-Feuersalamander ist in seiner Entwicklung noch etwas langsamer als seine bei uns heimischen Verwandten, und unsere Gründertiere waren ausnahmslos frische Landgänger. Da passt es wunderbar, dass wir praktisch parallel zur Gründung des Feuersalamander.NET mit der ersten CC-Bestandsmeldung 2024 auch die ersten Nachzuchten von Salamandra salamandra almanzoris in unserem Programm verbuchen konnten.
Hier geht’s zur Artseite unseres heimischen Feuersalamanders und hier zu der des Almanzor-Feuersalamanders.