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2019 traf sich eine Gruppe von Fachleuten im Kölner Zoo, die die Sorge um die Natur eines der eigentlich artenreichsten Fleckens der Welt umtrieb. Die Madagascar Fauna and Flora Group versucht, dem rasenden Verlust von Lebensräumen und Arten auf Madagaskar etwas entgegenzusetzen. Doch die Lage ist deprimierend: Madagaskar, die viertgrößte Insel der Welt, ist gleichzeitig eines ihrer ärmsten Länder. Waldflächen verschwinden in atemberaubendem Tempo, Flüsse werden durch Erosion verschmutzt, eingeschleppte Arten richten verheerende Schäden an. Ein echtes Katastrophenszenario. Unter den Wirbeltieren am stärksten bedroht ist eine Gruppe, die kaum jemand auf dem Schirm hat: Süßwasserfische.  

Ökokatastrophengebiet Madagaskar 

Ökokatastrophengebiet Madagaskar 

Gefährdet und gefährdeter 

Die harten Fakten: Alle Fischarten, die auf Madagaskar ausschließlich im Süßwasser leben, sind endemisch, kommen also nirgendwo sonst auf der Welt vor. 17 % von ihnen gelten als „gefährdet“, 34 % sind „stark gefährdet, 22 % „vom Aussterben bedroht“, 4 % sind bereits verschwunden. Da die Zerstörungen ungebremst weitergehen, sind sich die Fachleute einig: Die einzige Chance, viele der Arten noch zu retten, besteht darin, sie außerhalb ihres Lebensraums, in menschlicher Obhut, zu erhalten. 

Madagassische Buntbarsche – bedrohte Vielfalt 

Ein kurzer Auftritt? 

Betroffen ist auch Loiselles Buntbarsch. Der bis zu 20 Zentimeter lange, hochrückige Fisch zeigt einen bemerkenswerten Farbwechsel: Den größten Teil des Jahres ist er unscheinbar blaugrün gefärbt, doch in der Paarungszeit erstrahlt er plötzlich in kräftigem Goldgelb. Lange weiß man noch nicht von ihm – wissenschaftlich wurde er erst 2006 beschrieben, unter dem Namen Ptychochromis loisellei. Aber kaum hat er sozusagen offiziell die Bühne betreten, droht ihm schon wieder der Abgang. Seine Rote-Liste-Status lautet „Endangered“, also „stark gefährdet“. 

Benannt wurde Loiselles Buntbarsch nach einem Biologen, der seine Karriere als Hobby-Aquarianer begonnen hat – jetzt helfen Hobby-Aquarianer, ihn zu retten. 

Schauaquarium für bedrohte madagassische Süßwasserfisch im Kölner Zoo | Thomas Ziegler

Fische verteilen – und Risiken 

Zurück nach Köln. Angesichts der Notlage beschloss die Madagascar Fauna and Flora Group, ein Erhaltungszuchtnetzwerk für die bedrohten madagassischen Süßwasserfische ins Leben zu rufen. Loiselles Buntbarsch war in Europa bis dahin noch gar nicht vertreten. Außerhalb Madagaskars wurde er bislang nur in Kanada, im Toronto Zoo, gehalten. Der Grundgedanke einer guten Erhaltungszucht ist aber, die Tiere und damit auch die Risiken zu verteilen. Noch im selben Jahr kamen daher erste Loiselles Buntbarsche aus Kanada an den Rhein. Und fühlten sich dort offenbar wohl wie ein Fisch im Wasser, denn bald schon sorgten sie für Nachwuchs. 

 

Ein Netzwerk für alle 

Um eine stabile Erhaltungszucht aufzubauen, braucht es aber mehr als einen erfolgreichen Zoo. Die genetische Bandbreite soll erhalten bleiben, Inzuchterscheinungen sollen verhindert, eine demographisch ausgewogene Population aufgebaut werden. Denn das Fernziel lautet: Eine Wiederansiedlung in der ursprünglichen Heimat in besseren Zeiten muss möglich bleiben. Deshalb sollte die Zucht in Köln zu einem Erhaltungszuchtnetzwerk werden.  

Loiselles Buntbarsch bei der Brutpflege – zur Paarungszeit färben die Fische sich strahlend goldgelb. | Miguel Vences 

Der Kreis schließt sich 

Weil es viele engagierte private Aquarianer gibt, die tatkräftig mithelfen können, kam Loiselles Buntbarsch zu Citizen Conservation. Womit sich für ihn in gewisser Weise ein Kreis schließt. Denn benannt wurde er keine zwanzig Jahre zuvor nach Dr. Paul V. Loiselle, einem Biologen, der seine bemerkenswerte Karriere vor über 50 Jahren als privater Aquarianer begann, zahlreiche Bücher über Hobby-Aquaristik schrieb, Kurator für Süßwasserfische am New York Aquarium wurde und sich heute im Ruhestand als einer der führenden Fachleute für den Schutz madagassischer Fische bei der Weltnaturschutzunion engagiert. 

Basisinformationen
Basisinformationen zu Biologie und Haltung
Eine gut zu pflegende madagassische Buntbarschart, die jedoch innerartlich aggressiv reagieren kann. Zur Haltung einer Gruppe von ca. 10 adulten Exemplaren eignen sich Aquarien von mindestens 1,5 m Länge und 500 l Wasservolumen. Gute Erfahrungen bei Haltung und Zucht wurden bislang mit folgenden Werten gemacht: Temperatur 24–25 °C, Karbonathärte 3° dH (KH), GH 5, 230 Mikrosiemens, 7,5 pH. Als Futter eignet sich: Handelsübliches Flockenfutter; Frostfutter (Weiße, Schwarze und Rote Mückenlarven und Bachflohkrebse); Lebendfutter (Artemien, Weiße Mückenlarven).  

Basisinformationen zu Biologie und Haltung

Eine gut zu pflegende madagassische Buntbarschart, die jedoch innerartlich aggressiv reagieren kann. Zur Haltung einer Gruppe von ca. 10 adulten Exemplaren eignen sich Aquarien von mindestens 1,5 m Länge und 500 l Wasservolumen. Gute Erfahrungen bei Haltung und Zucht wurden bislang mit folgenden Werten gemacht: Temperatur 24–25 °C, Karbonathärte 3° dH (KH), GH 5, 230 Mikrosiemens, 7,5 pH. Als Futter eignet sich: Handelsübliches Flockenfutter; Frostfutter (Weiße, Schwarze und Rote Mückenlarven und Bachflohkrebse); Lebendfutter (Artemien, Weiße Mückenlarven).