Die Europäische Zoo-Gemeinschaft in Łódź

September 18, 2025In News

Einmal im Jahr trifft sich Europas Zoowelt zur EAZA-Konferenz, um sich fünf Tage lang intensiv auszutauschen. Mehr als 1000 Menschen pilgerten in diesem Jahr ins polnische Łódź, um den Stand ihrer Erhaltungszuchtprogramme zu besprechen, sich über neue Entwicklungen im Zoo-Design und ihre Aktivitäten in Artenschutzprojekten vor Ort auszutauschen. Für Citizen Conservation nahmen Geschäftsführer Björn Encke und Kurator Johannes Penner teil. In diesem Jahr ohne eigene Präsentationen, dafür aber mit umso mehr Gesprächsterminen zwischen und nach den Tagungsblöcken, die in mehreren parallelen Sitzungen von morgens bis abends dicht aneinandergereiht den Takt vorgeben. 

Informelles Beiratstreffen

Unterbrochen wurde dieser Sitzungsmarathon durch einen Nachmittag und Abend im grundsanierten Zoo von Łódź. Side-Events wie dieser sind immer willkommen – es ist durchaus ein Erlebnis, stundenlang durch einen Zoo zu spazieren und an jeder Anlage unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen aus den Zoos Europas und der Welt zu treffen. Und weil auch eine ganze Reihe von CC-Beiräten bei der Tagung anwesend waren, kam es sogar zu einem spontanen informellen Treffen zu einem gemeinsamen Getränk und Foto, bevor sich alle wieder in der Menge verteilten.

Arm in Arm auch in der Kontroverse

Der Informationsaustausch ist das eine: Für welche Arten werden gerade dringend Haltende gesucht, wo gibt es konkrete Probleme und Lösungsansätze für die eine oder andere Art, wie entwickelt sich die politische Situation in der EU und in einzelnen Ländern und Regionen, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus für den Artenschutz, die Forschung oder die Kommunikation zu einzelnen Themen? Gerade an Beispielen wie der öffentlichen Diskussion um Notwendigkeit und Grenzen des Populationsmanagements zeigt sich sehr direkt, wie groß die Unterschiede innerhalb Europas sind und wie unersetzlich der direkte persönliche Austausch ist. Während in Nord- und Mitteleuropa tendenziell die Meinung vorherrscht, dass es notwendig ist, Tierpopulationen, egal ob in Menschenobhut oder im Lebensraum, zu steuern und dabei unter Umständen auch Tiere töten zu müssen, stößt dieser Gedanke bei vielen Menschen in anderen Teilen Europas auf wenig Verständnis. An diesem Beispiel wird klar, wie schwierig es ist, in einer diversen Welt zu einer gemeinsamen, wissenschaftlich fundierten Strategie und Stimme zu gelangen. Hinzu kommt, dass bei solch sensiblen Themen schon kleinste Ungenauigkeiten bei der Übersetzung zu ungeahnten Missverständnissen und Aufregungen führen können. Umso beruhigender ist es – insbesondere bei einem Seitenblick in Richtung USA zu sehen, dass die Diskussionen auch um derlei haarige Themen in Europa noch respektvoll geführt werden können. Solange man bei einem Getränk Arm in Arm um den richtigen Weg streiten kann, ist die Welt noch nicht verloren. Und das ist heutzutage leider schon eine ziemlich gute Nachricht.