Loiselles Buntbarsch
Ptychochromis loisellei
Loiselles Buntbarsch
Ptychochromis loisellei
Zielvorgabe CC
16 Haltende
Stand 05/2024
Zielvorgabe CC
192 Tiere
Stand 05/2024
Zielvorgabe CC
16 Haltende
Stand 05/2024
Zielvorgabe CC
192 Tiere
Stand 05/2024
2019 traf sich eine Gruppe von Fachleuten im Kölner Zoo, die die Sorge um die Natur eines der eigentlich artenreichsten Fleckens der Welt umtrieb. Die Madagascar Fauna and Flora Group versucht, dem rasenden Verlust von Lebensräumen und Arten auf Madagaskar etwas entgegenzusetzen, von deren bedrohten Spezies der Loiselles Buntbarsch (Ptychochromis loisellei) eine der bedrohtesten ist.
Die Lage ist deprimierend: Madagaskar, die viertgrößte Insel der Welt, ist gleichzeitig eines ihrer ärmsten Länder. Waldflächen verschwinden in atemberaubendem Tempo, Flüsse werden durch Erosion verschmutzt, eingeschleppte Arten richten verheerende Schäden an. Ein echtes Katastrophenszenario. Unter den Wirbeltieren am stärksten bedroht ist eine Gruppe, die kaum jemand auf dem Schirm hat: Süßwasserfische.
Ökokatastrophengebiet Madagaskar
Kein Platz mehr für Fische – massive Verschmutzung durch Bergbauaktivitäten
Bodenerosion auf Madagaskar bei Morafeno – aus der einstmals grünen ist eine weitgehend rote bis braune Insel geworden.
Immer noch fallen auf Madagaskar alljährlich große Waldflächen der Brandrodung zu Opfer.
Über 90 % der ursprünglichen Waldflächen Madagaskars sind bereits vernichtet.
Abholzung von Edelhölzern wie hier bei Toamasina im Osten Madagaskars führt zu erheblichen Schäden.
Auch um Weideland zu gewinnen, wird Wald abgeholzt. Die dünnen tropischen Böden erodieren dann allerdings in wenigen Jahren.
Goldsuche in einem Fluss bei Ilakaka auf Madagaskar – wenig überraschend, dass Fische hier keine Chance mehr haben
Das jährliche Bevölkerungswachstum auf Madagaskar schwankt zwischen 2,5 und 3,2 %. Seit 160 ist die Bevölkerung der Inselt um 458 % gestiegen.
Gefährdet und gefährdeter
Die harten Fakten: Alle Fischarten, die auf Madagaskar ausschließlich im Süßwasser leben, sind endemisch, kommen also nirgendwo sonst auf der Welt vor. 17 % von ihnen gelten als „gefährdet“, 34 % sind „stark gefährdet, 22 % „vom Aussterben bedroht“, 4 % sind bereits verschwunden. Da die Zerstörungen ungebremst weitergehen, sind sich die Fachleute einig: Die einzige Chance, viele der Arten noch zu retten, besteht darin, sie außerhalb ihres Lebensraums, in menschlicher Obhut, zu erhalten.
Madagassische Buntbarsche – bedrohte Vielfalt
Hoffnung durch Erhaltungszucht: Pärchen von Loiselles Buntbarsch mit Jungtieren im Kölner Zoo
Paretroplus damii ist ein gefährdeter Buntbarsch aus Nordmadagaskar.
Steht kurz vor der Ausrottung: Paretroplus maculatus aus dem Nordwesten von Madagaskar.
Ebenfalls „vom Aussterben bedroht“: der Menarambo-Buntbarsch (Paretroplus menarambo)
Grandidiers Madagaskar-Buntbarasch (Ptychochromis grandidieri) gehört zur Minderheit der noch nicht gefährdeten Süßwasserfische Madagaskars.
Paretroplus nourissati gilt als stark gefährdet
Paretroplus dambabe aus dem Nordwesten Madagaskars ist „vom Aussterben bedroht“.
Der Mangarahara-Buntbarsch (Ptychochromis insolitus) galt als „seltenster Fisch der Welt“. Auch für ihn führt Citizen Conservation ein Erhaltungszuchtprogramm.
Ein kurzer Auftritt?
Betroffen ist auch Loiselles Buntbarsch. Der bis zu 20 Zentimeter lange, hochrückige Fisch zeigt einen bemerkenswerten Farbwechsel: Den größten Teil des Jahres ist er unscheinbar blaugrün gefärbt, doch in der Paarungszeit erstrahlt er plötzlich in kräftigem Goldgelb. Lange weiß man noch nicht von ihm – wissenschaftlich wurde Loiselles Buntbarsch erst 2006 beschrieben, unter dem Namen Ptychochromis loisellei. Aber kaum hat er sozusagen offiziell die Bühne betreten, droht ihm schon wieder der Abgang. Seine Rote-Liste-Status lautet „Endangered“, also „stark gefährdet“.
Benannt wurde Loiselles Buntbarsch nach einem Biologen, der seine Karriere als Hobby-Aquarianer begonnen hat – jetzt helfen Hobby-Aquarianer, ihn zu retten.
Schauaquarium für bedrohte madagassische Süßwasserfisch im Kölner Zoo © Thomas Ziegler
Fische verteilen – und Risiken
Zurück nach Köln. Angesichts der Notlage beschloss die Madagascar Fauna and Flora Group, ein Erhaltungszuchtnetzwerk für die bedrohten madagassischen Süßwasserfische ins Leben zu rufen. Loiselles Buntbarsch war in Europa ebenso wie andere Buntbarsche wie der Mangarahara Buntbarsch bis dahin noch gar nicht vertreten. Außerhalb Madagaskars wurde er bislang nur in Kanada, im Toronto Zoo, gehalten. Der Grundgedanke einer guten Erhaltungszucht ist aber, die Tiere und damit auch die Risiken zu verteilen. Noch im selben Jahr kamen daher erste Loiselles Buntbarsche aus Kanada an den Rhein. Und fühlten sich dort offenbar wohl wie ein Fisch im Wasser, denn bald schon sorgten sie für Nachwuchs.
Ein Netzwerk für alle
Um eine stabile Erhaltungszucht aufzubauen, braucht es aber mehr als einen erfolgreichen Zoo. Die genetische Bandbreite soll erhalten bleiben, Inzuchterscheinungen sollen verhindert, eine demographisch ausgewogene Population aufgebaut werden. Denn das Fernziel lautet: Eine Wiederansiedlung in der ursprünglichen Heimat in besseren Zeiten muss möglich bleiben. Deshalb sollte die Zucht in Köln zu einem Erhaltungszuchtnetzwerk werden.
Loiselles Buntbarsch bei der Brutpflege – zur Paarungszeit färben die Fische sich strahlend goldgelb. © Miguel Vences
Der Kreis schließt sich
Weil es viele engagierte private Aquarianer gibt, die tatkräftig mithelfen können, kam Loiselles Buntbarsch zu Citizen Conservation. Womit sich für ihn in gewisser Weise ein Kreis schließt. Denn benannt wurde er keine zwanzig Jahre zuvor als Ptychochromis loisellei nach Dr. Paul V. Loiselle, einem Biologen, der seine bemerkenswerte Karriere vor über 50 Jahren als privater Aquarianer begann, zahlreiche Bücher über Hobby-Aquaristik schrieb, Kurator für Süßwasserfische am New York Aquarium wurde und sich heute im Ruhestand als einer der führenden Fachleute für den Schutz madagassischer Fische bei der Weltnaturschutzunion engagiert.
Für Halter
Basisinformationen zu Biologie und Haltung
Eine gut zu pflegende madagassische Buntbarschart, die jedoch innerartlich aggressiv reagieren kann. Zur Haltung einer Gruppe von ca. 10 adulten Exemplaren eignen sich Aquarien von mindestens 1,5 m Länge und 500 l Wasservolumen. Gute Erfahrungen bei Haltung und Zucht wurden bislang mit folgenden Werten gemacht: Temperatur 24–25 °C, Karbonathärte 3° dH (KH), GH 5, 230 Mikrosiemens, 7,5 pH. Als Futter eignet sich: Handelsübliches Flockenfutter; Frostfutter (Weiße, Schwarze und Rote Mückenlarven und Bachflohkrebse); Lebendfutter (Artemien, Weiße Mückenlarven).