Mit Gottes Hilfe für die Kröten
Wie bloß ist ein Pfarrer und Religionslehrer auf den Frosch gekommen? Eigentlich wollte er ja Biologe werden. Wegen seiner Leidenschaft für Tiere. Als der fünfjährige Ole einst beim Zahnarzt wartete, griff er, von Langeweile gequält, zu einem der ausliegenden Bilderbücher. Es ging um Amphibien, die Entwicklung vom Ei über die Kaulquappe bis zum fertigen Lurch, um den größten und den kleinsten Frosch der Welt. Der Junge war sofort begeistert, es war eine Liebe auf den ersten Blick, die ihn nicht mehr loslassen sollte. Vielleicht ja eine Fügung Gottes. Am Ende jedenfalls studierte er evangelische Theologie, als begeisterter Naturfotograf aber widmete er sich in seiner Freizeit weiter den Fröschen. Ein Bildungsweg vom Pfarrer zum Krötenschützer!
Vom Naturfotografen zum Amphibienhalter
Schon als Kind schleppte Ole allerlei Getier nach Hause, fasziniert saß er vor dem Fernseher, wenn Sielmann und Professor Grzimek die Zuschauer mitnahmen auf ihre Expeditionen ins Reich der wilden Tiere, und die Schülerzeitschrift „Tierfreund“ ließ ihn staunend die Bilder renommierter Fotografen betrachten – das weckte den Wunsch, selbst Tiere zu fotografieren. Mit dem ersten durch Schülerjobs selbst verdienten Geld kaufte er sich eine gute Kamera, und los ging´s! Doch viele Amphibien ließen sich in allen ihren Verhaltensweisen nur schwer in freier Natur dokumentieren. So kam Ole zur Terraristik.
Pfarrer Oles liebste Fotomotive
Die Western Ghats in Indien sind ein Hotspot der Amphibien-Diversität. Hier findet der Hobby-Naturfotograf Ole Dost bei seinen Exkursionen reichlich Fotomotive, wie die in Südasien weit verbreitete Schwarznarbenkröte (Duttaphryne melanostictus). | Ole Dost
Ghaticxalus asterops ist der farblich auffälligste Vertreter seiner kleinen, nur in den Westghats vorkommenden Froschgattung. | Ole Dost
Zu den am wenigsten bekannten Amphibien zählen die unterirdisch lebenden Schleichenlurche. Nur bei starken Regenfällen traut sich Ichtyophis kodaguensis auch mal an die Erdoberfläche. | Ole Dost
Die Gattung Indosylvirana kommt fast ausschließlich in den Western Ghats vor. Indosylvirana sreeni lebt am Rand von Gewässern und ist immer bereit, mit einem beherzten Sprung ins rettende Nass einzutauchen. | Ole Dost
Für Menschen kaum auseinanderzuhalten sind die über 20 Arten der Gattung Minervarya. Und doch hat jede ihren eigenen Ruf, und die Weibchen von Minervarya mudduraja wissen genau, dass sie von diesem Männchen erwartet werden. | Ole Dost
Wie in allen tropischen Regionen teilt man auch in den Western Ghats seine Unterkunft häufig mit einem sympathischen Badezimmerfrosch. Hier hat Polypedates maculatus sich dieser Rolle angenommen. | Ole Dost
Der Ruderfrosch Polypedates pseudocruciger gehört zwar zu einer in Südasien weit verbreiteten und artenreichen Gattung, aber er hier kommt ausschließlich in den Western Ghats vor. | Ole Dost
In der Höhenstufe zwischen 1.500 und 2.600 Metern stehen die charakteristischen Shola-Wälder, in Grasland eingebettete, immergrüne Baumhaine. Leider wurden sie weitgehend abgeholzt, und mit ihnen droht auch der nur hier lebende Raochrestes chlorosomma zu verschwinden. | Ole Dost
Besonders hübsch ist die zweifarbig rot und blau leuchtende Iris von Raorchestes glandulosus. | Ole Dost
Kaffeepflanzen sind ideale Rufwarten für die fortpflanzungsaktiven Männchen von Raochestes jayarami | Ole Dost
Der etwas kugelige Uperodon triangularis legt seine Eier in wassergefüllte Baumhöhlen der Bergwälder. | Ole Dost
Es lohnt sich, dem zur Paarungszeit meist gelblich orange gefärbten Raorchestes luteolus tief in die Augen zu schauen – denn ein feiner blauer Ring ziert sie. | Ole Dost
Auch Raorchestes sushili lebt in den gefährdeten Shola-Wäldern. | Ole Dost
Der farbenprächtigste Frosch der Westghats ist wohl Rhacophorus lateralis. Wenn man ihm dumm kommt, kann er sich allerdings ganz fix in ein schmutziges Braun umfärben. | Ole Dost
Der Flugfrosch Rhacophorus malabaricus kann mit seinem Gleitsprung eine Distanz von über zehn Metern zurücklegen. | Ole Dost
Der Ruf der Wildnis
Im Terrarium holte Ole sich die Natur zum Fotografieren nach Hause, aber das Fotografieren holte ihn immer in die Natur. Nachdem er jahrelang heimische Arten abgelichtet hatte, lockte ihn die Artenvielfalt der Regenwälder. Auf der Suche nach einem günstig erreichbaren Reiseziel stieß er auf die wenig bekannte Bergkette der Western Ghats im Süden Indiens – ein globaler Amphibien-Hotspot. Er war begeistert vom Arten- und Individuenreichtum der Region und kehrte immer wieder für neue Foto-Safaris hierher zurück.
Vom Rennrad fahrenden Pfarrer zum Krötenschützer
Bei seiner Radtour durch die Serra de Tramuntana (gestrichelte Linie) ahnte Ole noch nicht, dass er durch den Lebensraum des gefährdetsten Froschlurchs Europas fuhr, auch wenn das zwischenzeitlich noch stärker geschrumpfte Gebiet (in Rot) durch das Auswilderungsprogramm europäischer Zoos deutlich erweitert werden konnte (in Gelb).
Mit dem Rennrad zur Kröte
Neben der Fotografie frönt Ole auch dem Rennradsport. Seine Heimat im Schwarzwald bietet reichlich wunderschöne Strecken mit ordentlichen Steigungen. Er nahm europaweit an Radmarathons teil. Ein Radrennen war es auch, das ihn nach Mallorca in die Serra de Tramuntana führte. Später las er in einer Fachzeitschrift, dass in den Schluchten dort ein lebendes Fossil bis heute überdauert hat: die Mallorca-Geburtshelferkröte. Sie ist stark gefährdet, aber ihr Bestand konnte durch ein engagiertes Zuchtprogramm von Zoos stabilisiert werden. Als Citizen Conservation die Möglichkeit bot, dass auch Privathalter bei diesem Schutzprojekt mitmachen können, war Ole sofort dabei.
Begeisterungsfähig für die Natur
Nicht nur seine eigenen beiden Kinder konnte Ole für Lurche begeistern, die Biologielehrer seiner Schule ließen den geistlichen Kollegen auch schon einen Amphibienkurs gestalten. Mit großem Erfolg: „Selbst die am meisten verhaltensauffälligen Schüler ließen sich von den live vorgeführten Fröschen fesseln“, berichtet der Pädagoge. „Unsere Jugend soll nicht für Natur begeisterungsfähig sein? Unsinn! Entscheidend ist hier das persönliche Erlebnis.“ Auch deshalb macht er überzeugt mit bei Citizen Conservation. „Da kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Engagement im Artenschutz und Begeisterung bei anderen wecken für diese bedrohten Tiere!“