Wenn sich in Kreuzberg über 30 Amphibienforscher, Reptilienfreaks und Fischfrauen treffen … fallen diese auch nicht weiter auf im bunten Berliner Gewimmel. Aber sie haben selbstverständlich eine gute Zeit und nutzen diese, um mit vereinten Kräften unsere Erhaltungszuchtinitiative Citizen Conservation voranzubringen. Denn es war wieder so weit: Am 26. und 27. Januar 2024 tagte der Beirat von CC in unseren Kreuzberger Räumlichkeiten, gefolgt vom Aufsichtsrat am 28. Januar. Ein Wochenende für den Artenschutz, inzwischen schon fast eine kleine Tradition.
Guter Rat ist uns teuer
Citizen Conservation ist eine wissenschaftsbasierte Erhaltungszuchtinitiative. Daher ist der Input von Fachleuten für die Ausrichtung unserer Strategie entscheidend. Seit unserer Gründung im Jahr 2018 haben wir auf eine ausgesuchte Schar von Top-Experten gesetzt, die während der Pilotphase bis 2022 als operativer Beirat unsere Geschicke geführt haben. Bis CC schließlich zur eigenen Organisation wurde: die Citizen Conservation Foundation gGmbH.
Mit dieser Ausgründung als eigene Organisation wurde der alte operative Beirat aufgelöst und in den neuen beratenden Beirat überführt. Seine Aufgabe besteht weiterhin darin, der Geschäftsführung von CC in allen fachlichen Fragen beratend zur Seite zu stehen. Da CC in der Pilotphase mit Amphibien angefangen hat, war die Amphibien-Fachgruppe sozusagen schon vorhanden. Bei der ersten Tagung im neuen Format 2023 kamen dann die Fachbeiräte für Fische und Reptilien hinzu. Ein Jahr später war es nun höchste Zeit, wieder in den persönlichen Austausch zu treten, zu diskutieren, zu justieren und zu planen.
Herausforderung Populationsmanagement
Da CC bei mehreren Arten die anvisierten Zuchtziele, die sich aus statistischen Populationsmanagement-Tools in einer wissenschaftlich begründeten Annäherung berechnen lassen, inzwischen fast oder ganz erreicht hat, stellt sich nun die Frage in der Praxis, wie man die Ex-situ-Population einer bedrohten Art langfristig demographisch stabil, gesund und unter Erhalt ihrer Vielfalt aufrechterhält. Festgeschrieben wird das in den Zuchtbüchern, die für jede Art angelegt werden – viel Diskussionsstoff, denn letztlich kommt es eben auf die Details an. Auf der Tagesordnung stand auch, wie die Zielzahlen unserer einzelnen Programme für jede Art unter Einbeziehung verschiedener Faktoren zu modifizieren sind. In den Fachgruppen erfolgte anschließend die Evaluation der bisherigen Programme.
Neben dieser fachlichen Arbeit direkt am Programm haben wir uns aber auch Input von außen geholt, um den Blick zu weiten und Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen. Mona von Schingen-Khan vom Bundesamt für Naturschutz berichtete über aktuelle Entwicklungen im internationalen Artenschutz im Kontext des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES), während Martin Singheiser vom Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz (BNA) über Gesetzesvorhaben auf EU-Ebene berichtete. Oliver Witte von der DGHT/VDA-Sachkunde GbR schließlich stellte die neueren Entwicklungen beim Sachkundenachweis für Aquarianer und Terrarianerinnen vor. Auch diese Gastvorträge sorgten für reichlich Diskussionsstoff – schließlich haben alle drei Themen große Auswirkungen auf die Durchführung und Ausrichtung von CC.
Bei der Aufsichtsratssitzung am Sonntag ging es schließlich um die strategische Ausrichtung von CC in der Zukunft und besonders um die Frage, wie weitere finanzielle Mittel nachhaltig eingeworben werden können. Denn Artenschutz kostet Geld – und je mehr wir davon zur Verfügung haben, desto mehr Arten können wir ganz konkret in menschlicher Obhut retten.
Und jetzt die Nächte ...
Na ja, und dass es dann abends bis tief in die Nacht weiterging, versteht sich bei einem Treffen in dieser Besetzung im Grunde von allein. Das CC-Team dankt allen Mitwirkenden herzlich fürs Kommen und Mitmachen – es ist eine Freude und Ehre, mit Euch zusammenarbeiten zu dürfen!