Dreistreifen-Baumsteiger
Epipedobates tricolor
Dreistreifen-Baumsteiger
Epipedobates tricolor
Zielvorgabe CC
45 Haltende
Stand 05/2024
Zielvorgabe CC
320 Tiere
Stand 05/2024
Zielvorgabe CC
45 Haltende
Stand 05/2024
Zielvorgabe CC
320 Tiere
Stand 05/2024
So kann man sich irren. Der Dreistreifen-Baumsteiger mit dem wissenschaftlichen Namen Epipedobates tricolor galt mal als Guppy unter den Fröschen. Das nur rund zwei Zentimeter lange Fröschlein wird massenhaft in den Terrarien der Welt gezüchtet. Dann stellte sich 2004 plötzlich heraus: stimmt gar nicht! Das war in Wirklichkeit ein anderer Frosch, nämlich die nah verwandte Art Epipedobates anthonyi. Irgendwann sind die beiden mal verwechselt worden, wodurch einigermaßen Verwirrung ausbrach, die über Jahrzehnte anhielt. Daher hielt man sie schon für nur eine Art, bis 2004 genetische Untersuchungen Klarheit brachten. Und die überraschende Erkenntnis, dass die Verbreitungsgebiete der beiden in Ecuador sogar über immerhin satte 200 Kilometer geographisch voneinander getrennt sind.
Lebensraumschutz first – mit Hilfe deutscher Zoos
Gefährdet bis stark gefährdet
Nun könnte man sagen: was soll’s? Heißen die Frösche in den Terrarien eben anthonyi. Kein so guter Name wie tricolor, wo ja gleich die Tricolore mitschwingt, aber kein Drama. Aber weil nun aus einem Frosch mit einem auch schon eher kleinen Verbreitungsgebiet zwei mit noch deutlich kleineren Verbreitungsgebieten geworden sind, muss der Bedrohungsstatus der Arten neu bewertet werden. Jetzt gilt der „echte“ Dreistreifen-Baumsteiger als „gefährdet“ (nach Einschätzung der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN) oder sogar als „stark gefährdet“ (nach Einschätzung der Roten Liste Ecuadors). Die Gründe dafür sind die üblichen: Abholzung des Regenwalds, wo die Art lebt, Verschmutzung der Bäche durch Agrochemikalien, fehlende Schutzgebiete.
Die Vielfalt einer Art
Besser als Morphium
„Okay, haben wir eben einen stark bedrohten Frosch mehr“, könnte man schließlich noch einwenden, „darauf kommt’s dann auch nicht mehr an“. Vielleicht aber doch. Denn im Hautgift von Anthonys Dreistreifen-Baumsteiger wurde eine Substanz entdeckt, die das Potenzial zum pharmakologischen Wundermittel hat: Epibatidin heißt der Stoff, der als Schmerzmittel wirksamer ist als Morphium. Wenn es gelänge, daraus ein marktfähiges Medikament zu machen, könnte es nicht nur vielen Menschen viel Leid ersparen, sondern einen echten Wirtschaftsfaktor darstellen: Auf einen möglichen Umsatz von 40 Milliarden US-Dollar wurde das Potenzial geschätzt – und das war schon im Jahr 1998.
„Cielito“ bedeutet im Spanischen „Kleiner Himmel“
@ Nature Picture Library, alamy
Artenschutz aus ökonomischer Vernunft
Artenvielfalt kann also ganz praktischen und wirtschaftlichen Nutzen haben. Wer weiß, welche Wundermittel in den Hautgiften anderer Frösche versteckt waren, die in den letzten Jahrzehnten im Verlauf der globalen Amphibienkrise bereits ausgestorben sind? Man weiß es halt nie vorher. Schon deswegen sollten wir versuchen, so viele Arten wie möglich vor dem Aussterben zu bewahren.
Was ist bei den Dreistreifen-Baumsteigern eine eigene Art, was eine lokale Variante, was ein reiner individueller Unterschied? Im Biodiversitätslabor des Centro Jambatu in Ecuador wird daran geforscht. @ Diego Acosta, Centro Jambatu
Kunstwerke der Evolution
Aber nicht nur deshalb. Denn jede Art ist eben ein individuelles Kunstwerk der Evolution. Kommt noch hinzu: Eine Art ist nicht mal unbedingt nur eine Art. Unser Dreistreifen-Baumsteiger ist dafür das perfekte Beispiel. Die Fröschlein sehen von Fundort zu Fundort ganz unterschiedlich aus. So unterschiedlich, dass jeder unvoreingenommene Beobachter sofort sagen würde: „Das sind doch ganz verschiedene Frösche!“ Diversität auch innerhalb einer Art. Und die wollen wir doch erhalten! Schließlich sollen nicht in ein paar Jahrzehnten alle Dreistreifen-Baumsteiger gleich aussehen. Deshalb betreut Citizen Conservation die Lokalform aus der Region San Jose de Tambo. Sie trägt den hübschen Namen „cielito“. Was im Spanischen „kleiner Himmel“ bedeutet. Denn die vielen hellen Pünktchen auf dem dunklen Frosch erinnern tatsächlich an einen Blick auf den Sternenhimmel. Und den wollen wir doch auch in Zukunft noch genießen können!
Für Haltende
Basisinformationen zu Biologie und Haltung
Der „echte“ Dreistreifen-Baumsteiger ist seltener, scheuer und weniger produktiv als sein bekannter Verwandter, Anthonys Dreistreifen-Baumsteiger. Zur Zucht benötigt man ein üppig bepflanztes Regenwaldterrarium ab 60 x 60 x 40 cm. Temperaturen ganzjährig bei 22 – 26 °C, Nachtabkühlung auf 19 – 22 °C, hohe Luftfeuchtigkeit. Die Fröschchen fressen kleine Insekten wie Fruchtfliegen.