Tigerkärpfling

Limia islai

Tigerkärpfling

Limia islai

Zielvorgabe CC

20 Haltende

Stand 05/2024

Zielvorgabe CC

2000 Tiere

Stand 05/2024

Zielvorgabe CC

20 Haltende

Stand 11/2023

Zielvorgabe CC

2000 Tiere

Stand 11/2023

Der Miragoâne-See ist der größte Süßwassersee der Karibik. Je nach Wasserstand erstreckt er sich über eine Fläche von 9 bis 24 Quadratkilometer und ist bis zu 45 Meter tief. Doch das in Haiti auf der Insel Hispaniola gelegene Heimatgewässer des Tigerkärpflings, der nur dort vorkommt, gleicht leider nicht dem Traum von karibischer Idylle. Die Abholzung der Wälder in der Umgebung bewirkt den Eintrag von Sedimenten ins Wasser und ein Absenken des Grundwasserspiegels. Haiti ist eines der ärmsten Länder der Welt und verfügt in vielen Regionen über keine Abwasserklärung, sodass Fäkalien, Reinigungsmittel und andere Schadstoffe unbehandelt in den See gelangen. Auch Pestizide, die gezielt zum Fang von Speisefischen eingesetzt werden, verschmutzen das Gewässer. Also alles andere als ideale Bedingungen für den Tigerkärpfling, der deshalb vom Aussterben bedroht ist.

Eines der ärmsten Länder der Welt

Evolutionsbiologie nach Lehrbuch

Dabei ist die Entstehung der Art Limia islai und auch die seiner lebendgebärenden Verwandten im Miragoâne-See ein Paradebeispiel für adaptive Radiation – also einer besonderen Form der Evolution. Der Miragoâne-See ist der einzige Ort auf der Welt, an dem Lebendgebärende Zahnkarpfen eine solche adaptive Radiation durchgemacht haben, ähnlich wie die Buntbarsche des Tanganyika- oder des Malawi-Sees, die Darwinfinken von Galápagos oder die Lemuren auf Madagaskar. Die Besetzung verschiedener Nischen innerhalb eines Sees und die damit verbundene Artbildung bieten die Gelegenheit, einen einmaligen evolutionsbiologischen Vergleich zu ähnlichen Prozessen bei Buntbarschen zu ziehen, sollte es gelingen, diese Arten zu retten.

Zahnkarpfenverwandtschaft

Hinterhältige Männchen

Im Gegensatz zu den nahe verwandten Buckelkärpflingen, deren Männchen Kommentkämpfe vollziehen, um die Gunst der Weibchen zu gewinnen, greifen männliche Tigerkärpfling auf eine hinterhältige Paarungsstrategie zurück. Sie betreiben sogenannte „sneaked copulations“, schleichen sich also an die Weibchen heran und befruchten diese quasi im Vorbeischwimmen. Das Sperma geben sie an das Weibchen durch innere Befruchtung über das Gonopodium ab. Dieses Begattungsorgan entsteht durch Umwandlung der Afterflosse und besitzt am Ende Haken, um eine Verankerung an der Geschlechtsöffnung des Weibchens zu ermöglichen.

Die Möglichkeiten, vor Ort einer Ausrottung des Tigerkärpflings und anderer Bewohner des Sees entgegenzuwirken, gehen derzeit gegen Null.

© Rency Inson Michel, Wikimedia Commons

Lebendgebärende Fische

Wie ihr Familienname schon sagt, legen Lebendgebärende Zahnkarpfen keine Eier, denn der Nachwuchs entwickelt sich bereits im Mutterleib zu schwimmfähigen Jungfischen. Anders als bei Säugetieren wird der Embryo aber dennoch durch den Eidotter ernährt und nicht durch den Mutterorganismus. Die relativ weit entwickelten Nachkommen suchen nach der Geburt Versteckplätze zwischen Wasserpflanzen auf.

Zum Zeitpunkt des Schlupfes sind die Jungtiere des Tigerkärpflings bereits relativ weit entwickelt. © Sebastian Wolf

Ein Aquarienfisch durch und durch

Seit 1998 ist der Tigerkärpfling im Aquarienhobby in Europa und den USA vertreten, aber erst 2020 wurde er als Limia islai wissenschaftlich beschrieben. Die Entdeckung der Art im Aquarium zeigt bereits, welchen Stellenwert die Aquaristik, aber auch die Tierhaltung allgemein für den Artenschutz hat. Auch die ersten CC-Tiere des Tigerkärpflings gelangten durch die Zusammenarbeit mit dem VDA-Arbeitskreis Lebendgebärende Aquarienfische, der seine Mitglieder zur Unterstützung aufrief, ins Programm. Der VDA ist der Verband deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde. Ohne koordinierte Erhaltungszuchtbemühungen sind bedrohte Arten in der Vergangenheit jedoch leider oft wieder aus den Aquarien verschwunden. Mit der Aufnahme der Art in Citizen Conservation soll durch koordinierte Erhaltungszucht eine Reservepopulation für den Tigerkärpfling aufgebaut werden. So wird verhindert, dass diese Art unbemerkt aus den Aquarien wieder verschwindet.

One Plan Approach für den Tigerkärpfling

Die Möglichkeiten, vor Ort einer Ausrottung des Tigerkärpflings und anderer Bewohner des Sees entgegenzuwirken, gehen aufgrund der instabilen Lage auf Haiti derzeit gegen Null. So sind Maßnahmen zum Erhalt der Tiere vor Ort, wie zum Beispiel ein von der Stiftung Artenschutz gefördertes Projekt, nur schwer dauerhaft erfolgreich durchführbar. Die Arbeit am See ist für Artenschützende teilweise schlichtweg zu gefährlich. Umso wichtiger sind koordinierte Ex-situ-Erhaltungszuchten wie die von Citizen Conservation.

Für Haltende

Basisinformationen zu Biologie und Haltung

Ein auch für Einsteigende empfehlenswerter und problemlos zu haltender Fisch. Zur Pflege einer Gruppe von 10 – 20 Tieren ist ein Süßwasseraquarium ab 54 Liter (ca. 60 x 30 x 30 cm) mit luftbetriebenem Schwammfilter und einem Büschel Javamoos geeignet. Größere Aquarien sorgen für stabilere Wasserwerte, mehr Gestaltungsoptionen und ermöglichen die Haltung größerer Gruppen. Tigerkärpflinge sind gut bei Temperaturen zwischen 22 und 30 °C zu halten.

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