Vietnamesische Dreistreifen-Scharnierschildkröte
Cuora cyclornata
Vietnamesische Dreistreifen-Scharnierschildkröte
Cuora cyclornata
Zielvorgabe CC
50 Haltende
Stand 11/2024
Zielvorgabe CC
100 Tiere
Stand 11/2024
Zielvorgabe CC
50 Haltende
Stand 11/2024
Zielvorgabe CC
100 Tiere
Stand 11/2024
Des einen Freud, des anderen Leid: Wachsende Bevölkerungszahl und wachsender Wohlstand haben in China dazu geführt, dass viele Menschen dort sich heute den einen oder anderen kleinen Luxus erlauben können. Unglücklicherweise gelten Schildkröten im Reich der Mitte als besonders schmackhaft. Außerdem wird ihnen eine Heilwirkung in der Traditionellen Chinesischen Medizin zugesprochen. Die Folge: Schier unglaubliche Mengen von Schildkröten wurden nicht nur in China, sondern auch in den Nachbarländern abgesammelt, um auf den spätestens seit Corona weltweit bekannten chinesischen Lebendtiermärkten zum Verzehr angeboten zu werden. So entstand schon in den 1990er-Jahren der Begriff der „asiatischen Schildkrötenkrise“. Fast alle Schildkrötenarten Asiens sind heute stark oder vom Aussterben bedroht – oder in der Natur bereits ausgerottet.
Ausgezeichneter Artenschutz
Kulinarische Kostbarkeiten
Je seltener die Schildkröte, desto höher der Preis. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung wurden für besonders rare Scharnierschildkröten mehrere tausend Euro bezahlt – pro Stück! Kein Wunder, dass die arme Landbevölkerung auch im Nachbarland Vietnam loszog, um die letzten Vietnamesischen Scharnierschildkröten aus den Wäldern zu sammeln. Heute ist die Art in ihren ursprünglichen Lebensräumen wohl so gut wie ausgerottet. Bis vor kurzem wurden die in Vietnam vorkommenden Dreistreifen-Scharnierschildkröten als Populationen einer auch in China verbreiteten Art betrachtet. Doch neuere Forschungen haben ergeben, dass es sich um getrennte Spezies handelt. Dabei galt schon die „alte“ Dreistreifen-Scharnierschildkröte als „vom Aussterben bedroht“ – das ist die höchste Gefährdungskategorie in der Natur. Und nun stellt sich heraus, dass es sich in Wirklichkeit um fünf Unterarten zweier unterschiedlicher Arten handelt … Entsprechend schlecht steht es um jede einzelne von ihnen.
Die asiatische Schildkrötenkrise
Zucht und Unordnung
Angesichts des enormen ökonomischen Potenzials ist es kein Wunder, dass in China regelrechte Massentierhaltungsanlagen für die Schildkrötenzucht entstanden sind. Das Problem: Dabei geht es nur um die Produktion von Lebensmitteln. Bei den Zuchttieren wurde nicht darauf geachtet, wo sie herkamen. Weshalb verschiedene Arten und Unterarten der Scharnierschildkröten miteinander vermischt wurden – die so entstehenden Hybriden sind nicht nur wertlos für den Artenschutz, sondern stellen sogar selbst eine Bedrohung dar. Denn nun besteht die Gefahr, dass sie sich mit den letzten reinerbigen Schildkröten vermischen.
Je seltener die Schildkröte, desto höher der Preis.
© Torsten Blanck
Ein Hobbyhalter als Schutzengel
Um einige Scharnierschildkröten, womöglich auch um die Vietnamesische, wäre es wohl schon längst geschehen, wäre da nicht ein Schildkrötenfreund aus dem Westfälischen, der sich seit vielen Jahren mit der Haltung und Nachzucht asiatischer Schildkröten beschäftigte. Eines Tages wurde Elmar Meier klar, dass er einige der letzten Vertreter ihrer Art daheim in seinen Aquaterrarien herumschwimmen hat. Er wusste, wie man die sensiblen Tiere zur Fortpflanzung bringt. Aber er wusste auch, dass er als einzelne Person nicht dauerhaft ganze Arten retten kann.
Ingrid und Elmar Meier – mit Meiers Vietnamesischer Dreistreifen-Scharnierschildkröte, Cuora cyclornata meieri © Christian Langner
Im Geist von Citizen Conservation
Es gelang Elmar, den Allwetterzoo Münster zu überzeugen, mit ihm eine Schildkrötenschutzstation aufzubauen. Die Idee: Elmar stellte seine Tiere, sein Wissen und sein ehrenamtliches Engagement für zweieinhalb Jahrzehnte zur Verfügung, der Zoo Platz, Futter, Strom und Wasser. Mit Hilfe zahlreicher Unterstützer wurde Geld für den Bau des „Internationalen Zentrums für Schildkrötenschutz“ gesammelt. Es gelang – 2003 wurde das IZS eröffnet. Elmar züchtete dort zusammen mit seiner Frau Ingrid zahlreiche Schildkröten, die wiederum an weitere Zoos und private Halter verteilt wurden. Jetzt, wo Elmar in den wohlverdienten Ruhestand geht, wird seine Arbeit vom Zoo fortgesetzt. Denn Erhaltungszuchten erfordern einen langen Atem. Mit seiner Idee der Zusammenarbeit von privaten Expertinnen und Experten mit einem Zoo hat Elmar erfolgreich das Prinzip von Citizen Conservation vorweggenommen. Da ist es nur angemessen, dass eine neu beschriebene Unterart der Vietnamesischen Scharnierschildkröte nach ihrem Retter als Cuora cyclornata meieri benannt wurde – und dass Elmar und Ingrid 2024 für ihr Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurden.
Für Haltende
Basisinformationen zu Biologie und Haltung
Scharnierschildkröten müssen einzeln gehalten werden. Nur zur Paarung werden sie unter Aufsicht zusammengesetzt. Aquaterrarium an die Größe der Schildkröten anpassen; von 40 x 40 x 30 cm für Jungtiere, nach 8–10 Jahren für Erwachsene 150 x 80 x 60 cm. Kühle Überwinterung, im Sommer 25–35 °C. Wöchentliche Wasserwechsel. Die Schildkröten sind Allesfresser: Würmer, Insekten, Fisch, Fleisch, Obst, Pellets ...