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Tierarzt Tobias Eisenberg züchtet in seiner Freizeit hoch bedrohte Laubfrösche aus Lateinamerika.

Halter

Tobias Eisenberg

Art

Lemur-Laubfrosch

Region

Zentralamerika

Tobias Eisenberg ist promovierter Tierarzt und arbeitet in einem veterinärmedizinischen Untersuchungslabor. Laubfröschen aus Lateinamerika widmet er sich auf Reisen in seinem Urlaub, zu Hause nach Feierabend – und Bücher hat er auch über sie geschrieben.

Im Angesicht des Pilzes

Von einem, der als Froschfreund loszog und als Artenschützer ankam – die Geschichte von Tobias Eisenberg ist eng verknüpft mit einer der dramatischsten Biodiversitätskrisen unserer Zeit. Sie handelt von der puren Freude an faszinierenden Tieren, einem mysteriösen Massensterben und den Chancen beherzten Handelns.

Ein Frosch in der Wiege

Seine Begeisterung für Frösche wurde Tobias offenbar schon in die Wiege gelegt. Familienfotos zeigen ihn als Dreijährigen, der auf Spaziergängen mit den Eltern Frösche entdeckt. Als Jugendlicher begann er in den 1980er-Jahren mit der Terrarienhaltung von Reptilien, bald kamen Amphibien hinzu: Pfeilgiftfrösche, Glasfrösche, Laubfrösche. Nicht zuletzt wegen seines Frosch-Fantums beschloss Tobias nach der Schule, Veterinärmedizin zu studieren. Gleichzeitig unternahm er in den 1990ern erste Reisen nach Mittelamerika, um seine Favoriten in der Natur zu beobachten.

Frosch-Biografie

Frosch-Biografie

Mittendrin im Artensterben

Genau zu dieser Zeit wurden Berichte bekannt, die schier unglaublich klangen. Binnen weniger Jahre verschwanden Froschpopulationen und schließlich ganze Arten von der Bildfläche, ohne jede Spur, ohne nachvollziehbaren Grund. Besonders betroffen: Mittelamerika – Tobias‘ Lieblingsregion. Besonders betroffene Arten: neben dem mittlerweile berühmten Goldkrötchen und den Stummelfußkröten brachen reihenweise Populationen von Greiffröschen zusammen – Tobias´ Lieblingsfrösche. Da war der junge Tiermediziner plötzlich mittendrin im Artensterben.

Der Feind unter dem Mikroskop

Als Ursache für das Massensterben stellte sich ein bis dahin unbekannter Pilz heraus, der fortan unter dem Namen Batrachochytrium dendrobatidis, kurz Bd, Angst und Schrecken verbreitete. Tobias bekam mit ihm gleich doppelt zu tun. Beruflich, denn heute arbeitet er im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor in Gießen und untersucht Proben von Amphibien auf den tödlichen Erreger. Und privat, denn zu seinen Pfleglingen gehört der Lemur-Laubfrosch, der durch die verheerende Wirkung des Pilzes kurz vor der Ausrottung steht.

Frosch im Herz

Schon vor fast zwanzig Jahren hat Tobias damit begonnen, die leuchtend grünen Frösche mit den dünnen, langen Beinen und den überdimensioniert wirkenden Augen zu züchten. „Der Lemur-Laubfrosch ist ein eher kleiner Laubfrosch“, erklärt Tobias, „der durch seine ruhige Lebensweise zu meinen Lieblingsarten zählt. Wegen zahlreicher Reisen, auf denen ich ihn beobachten konnte, und natürlich wegen seiner Schutzbedürftigkeit ist er mir besonders ans Herz gewachsen.“

„Wegen seiner Schutzbedürftigkeit ist mir der Lemur-Laubfrosch besonders ans Herz gewachsen.“

Ein sicherer Zufluchtsort

Also züchtet Tobias ihn und hofft darauf, dass viele weitere Froschfreunde sich dieser Art annehmen, um sie in menschlicher Obhut zu erhalten. Deshalb hat er sich Citizen Conservation angeschlossen: „Nach diversen Startschwierigkeiten bei der Ex-situ-Erhaltungszucht sehe ich in CC einen gut durchdachten Ansatz, der erstmals versucht, die ´Amphibien-Nerds´ aus zoologischen Einrichtungen sowie die ambitionierten Privathalter an einen Tisch zu bringen, um endlich mit diesem wichtigen Unterfangen zu beginnen. Das gefällt mir!“

Lemur-Laubfrosch

Agalychnis lemur

Ein Frosch wie ein Geist: Langsam schreitet der Lemur-Laubfrosch durch das Geäst des Regenwalds. Sein spindeldürres Aussehen ist ganz normal. Trotzdem geht es ihm nicht gut – die Art steht kurz vor dem Aussterben.