Unterwegs in Köln und Vietnam
Tropische Wärme, dampfender Regenwald, ungezählte Arten – während Forscher noch damit beschäftigt sind, die Amphibien in Vietnam überhaupt erst mal zu entdecken, haben ihre Kollegen schon alle Hände voll damit zu tun, sie vor dem Verschwinden zu schützen. Mit dabei: Anna Rauhaus vom Kölner Zoo. Mit ihrem Können als Tierpflegerin hilft sie den vietnamesischen Kollegen vor Ort, Haltungen für gefährdete Arten aufzubauen, ihre Fortpflanzung zu erforschen und Zuchtgruppen zu bilden.
Einsatz im Regenwald
Die Regenwälder in Nordvietnam sind ein Hotspot der Artenvielfalt. Hier liegt die Forschungs- und Zucht-Station Me Linh. | Thomas Ziegler
Eingang der „Me Linh-Station für Biodiversität“ in Nordvietnam. Betrieben wird sie vom Institut für Ökologie und Biologische Ressourcen (IEBR) in Hanoi. Der Kölner Zoo unterstützt die Station finanziell und personell. | Thomas Ziegler
Die Me Linh-Station dient unter anderem als Auffangstation für beschlagnahmte oder verletzte Tiere, die hier gesundgepflegt und auf eine mögliche Wiederauswilderung vorbereitet werden. Häufig aufgenommene Tiere sind Warane. In diesen Anlagen können sie artgerecht gepflegt werden. | Thomas Ziegler
Anna Rauhaus hilft bei der Geschlechtsbestimmung eines stattlichen Warans, der in die Station aufgenommen worden ist. Die großen Echsen werden wegen ihres Fleisches und Leders illegal gejagt. | Truong Quang Nguyen
Schildkröten werden besonders intensiv bejagt, weil sie sowohl gegessen als auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt werden. Auf der Station betreute Tiere werden mit einem Transponder gekennzeichnet, um sie später sicher wiedererkennen zu können. | Thomas Ziegler
Besonders gefährdete Arten werden in der Me Linh-Station gezielt gezüchtet. Die Krokodilschwanzechse ist vom Aussterben bedroht. Anna Rauhaus pflegt die Tiere im Kölner Zoo und hat ihr Wissen mit den Kollegen in Vietnam geteilt, die nun ebenfalls ein Zuchtprogramm aufgesetzt haben. | Anna Rauhau
Anna ist aber auch in der Forschung in Vietnam aktiv. Hier nimmt sie in der Umgebung der Me Linh-Station Umweltdaten im Lebensraum der Grünen Wasseragame auf. | Thomas Ziegler
Für Amphibien gibt es in der Station einen eigenen Raum. Er dient als Basis für Forschungsprojekte, aber auch zur Nachzucht bedrohter Arten. | Thomas Ziegler
Außerdem werden Amphibien in Außenanlagen gehalten – das Klima ist natürlich vor Ort optimal. So können biologische Daten gesammelt und für den Arterhalt Tiere gezüchtet werden. | Anna Rauhaus
Nur eine der vielen Amphibienarten, die mit Hilfe von Anna in Me Linh erfolgreich gezüchtet werden: der Ruderfrosch Rhacophorus kio. Er gehört zu den Flugfröschen, die größere Distanzen von Baum zu Baum im Gleitflug zurücklegen können. | Thomas Ziegler
Auch die Ausstellung in der Station wurde in Kooperation mit den Zoo-Pädagogen aus Köln realisiert. So soll die Bevölkerung vor Ort für die Gefährdungslage der heimischen Tierwelt sensibilisiert werden. | Thomas Ziegler
Forschung, Tierrettung und -zucht, Ausbildung und Kooperation: Anna kann ihre vielfältigen Interessen in Vietnam optimal zum Wohl von Tieren und Natur zum Einsatz bringen. Für sie der absolute Traumjob. | Thomas Ziegler
Botschafter in Köln, auf Reisen in Vietnam
Aber auch daheim im Kölner Zoo werden Amphibien nachgezüchtet: als Botschafter für ihren natürlichen Lebensraum und stille Reserve für den Artenschutz. In einem speziellen Amphibienzuchtraum ist Anna und ihrem Team in den vergangenen Jahren die Vermehrung von knapp 20 Fröschen, Kröten und Salamandern geglückt, darunter hoch gefährdete Arten. Das Kölner Terrarien-Team hat sich besonders auf bedrohte und wenig erforschte Arten spezialisiert und hilft auch bei der Unterbringung und Vermittlung von aus Beschlagnahmungen stammenden Tieren kräftig mit.
Eine urige Kröte
Einer der Lieblinge der Tierpflegerin ist die urige Knochenkopfkröte. In Vietnam ist sie gefährdet, in Köln vermehrt sie sich dank der engagierten Pflege bestens. „Knochenkopfkröten sind wunderhübsche Tiere mit ganz besonderem Charme“, sagt Anna. „Es freut mich, dass wir sie im Kölner Zoo inzwischen über mehrere Generationen vermehren.“
Beruf aus Leidenschaft
Wie kommt man zu so einem Beruf? „Ich fand Amphibien schon immer toll – abgesehen davon, dass sie einfach sehr sympathisch sind, fasziniert mich die wahnsinnige Vielfalt.“ So sehr, dass Anna nach ein paar Semestern an der Uni beschlossen hat, lieber etwas Praktisches zu machen, wofür sie sich richtig begeistern kann: Tierpflege mit dem Schwerpunkt auf Artenschutz. Seit 2014 ist sie Reviertierpflegerin im Terrarium des Kölner Zoos. „Kein Tag ist gleich“, erzählt Anna über ihren Traumjob, „gerade bei den Amphibien muss man sich bei jeder Art neu hineindenken und überlegen, wie man die natürlichen Lebensbedingungen am besten nachstellt. Besonders schön ist es, dass im Kölner Zoo Haltung mit Forschung und Artenschutz kombiniert wird.“